Die Islamische Republik hat im vergangenen Jahr die Anzahl der Hinrichtungen deutlich gesteigert. Mindestens 582 zum Tode verurteilte Gefangene wurden hingerichtet, das ist ein Anstieg um 75% im Vergleich zu 2021.
Die Zahlen basieren auf einem Bericht der Menschenrechtsgruppen von Iran Human Rights (IHRNGO) und Ensemble Contre la Peine de Mort (ECPM).
„Die internationalen Reaktionen auf die Todesurteile gegen Demonstrierende haben es der Islamischen Republik schwer gemacht, mit ihren Hinrichtungen fortzufahren“, sagte IHR-Direktor Mahmood Amiry-Moghaddam.
Dafür treibe der Iran Hinrichtungen wegen anderer Vorwürfe voran, um die Bevölkerung einzuschüchtern: „Um die Bevölkerung und die protestierende Jugend in Angst und Schrecken zu versetzen, haben die Behörden die Hinrichtungen von Gefangenen, die wegen unpolitischer Vergehen wie Drogenhandel verurteilt wurden, intensiviert (bei den Hinrichtungen wegen Drogendelikten gibt es einen Anstieg um 60% gegenüber 2021, d. Red.). Dies sind die billigen Opfer der Hinrichtungsmaschinerie der Islamischen Republik“, fügte Amiry-Moghaddam hinzu.
Der Direktor des ECPM, Raphael Chenuil-Hazan, kommentierte den alarmierenden Anstieg der Hinrichtungen im Zusammenhang mit Drogen: „Die Abschaffung der Todesstrafe für Drogendelikte muss eine Vorbedingung für jede künftige Zusammenarbeit zwischen UNODC (Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung, d. Red.) und Iran bei der Bekämpfung des Drogenhandels sein.“
Beide Organisationen fordern ein Moratorium für die Todesstrafe im Iran: „Um die vom iranischen Regime eingerichtete Todesmaschinerie zu stoppen, müssen die internationale Gemeinschaft und die Zivilgesellschaft, ob sie nun vor Ort sind oder nicht, jedes Mal, wenn in dem Land ein Mensch hingerichtet wird, aktiv ihren Widerstand zeigen", so Mahmood Amiry-Moghaddam.
Weitere Details aus der Studie:
Mindestens 582 Menschen wurden im Jahr 2022 hingerichtet, ein Anstieg um 75% gegenüber 333 im Jahr 2021.
Nur 71 Hinrichtungen (12%) wurden von offizieller Seite bekannt gegeben, verglichen mit durchschnittlich 16,5% im Jahr 2021 und 33% im Zeitraum 2018 bis 2020.
88% aller im 2022er-Bericht erfassten Hinrichtungen wurden nicht von den Behörden angekündigt.
Mindestens 288 Hinrichtungen (49% der gesamten Hinrichtungen) standen im Zusammenhang mit Mordverurteilungen – die höchste Zahl seit 15 Jahren.
Mindestens 256 Hinrichtungen (44% aller Hinrichtungen) standen im Zusammenhang mit Drogenverurteilungen.
Mindestens 16 Frauen wurden hingerichtet.
Mindestens 273 Hinrichtungen wurden 2022 und mehr als 4029 Hinrichtungen seit 2010 auf der Grundlage von Todesurteilen vollstreckt, die von Revolutionsgerichten ausgesprochen wurden.
Minderheiten sind statistisch gesehen überrepräsentiert: 30% der Hinrichtungen betreffen belutschische Gefangene, während diese ethnische Gruppe nur zwischen 2 und 6% der iranischen Bevölkerung ausmacht.
Der Bericht umfasst nicht die mindestens 537 Menschen, die im Zuge der landesweiten Protestbewegung nach dem Tod von Jina (Mahsa) Amini am 16. September 2022 getötet wurden, auch andere außergerichtliche Tötungen innerhalb und außerhalb der Gefängnisse werden nicht in die Statistiken aufgenommen.
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