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Diaspora: Einheit oder lieber getrennte Wege?

Bardia Razavi über ideologische Unterschiede in der Diaspora


Wir wussten, dass diese Zeit kommen wird. Die #IranRevolution schlug im Herbst des vergangenen Jahres hohe mediale Wellen. Frauen schnitten sich vor laufender Kamera die Haare ab und im Internet solidarisierte sich die halbe Weltgemeinschaft mit der iranischen Revolutionsbewegung. Doch der moderne Mensch hat leider die Aufmerksamkeitsspanne eines Eichhörnchens.



So wird mittlerweile nur noch vereinzelt vom Iran berichtet. Und wenn, ist der Unterton von unbeschreiblicher Ignoranz geprägt. Die Proteste seien abgeflaut, die Bewegung niedergeschlagen. In der Tat findet die Revolution derzeit nicht schwerpunktmäßig auf der Straße statt. Wer die Tiefe nicht scheut und gerne unter die vermeintlich ruhige Oberfläche blickt, kann diese Entwicklung auch unschwer erkennen.


Dass die Tragweite der revolutionären Bewegung im Iran medial nicht wahrgenommen wird, liegt nicht zuletzt an uns, der sogenannten Diaspora. Zeigte sie sich im Herbst des vergangenen Jahres noch geeint, treten die ideologischen Unterschiede nicht zuletzt seit dem aktiveren Auftreten von Reza Pahlavi offen hervor. Der Ruf nach der Einheit der Iranerinnen und Iraner wird lauter.


 
 

Nun wäre es argumentativ ein Leichtes, sich diesem einheitsfordernden Mainstream anzuschließen. Doch scheint mir diese Herangehensweise nicht mehr zielführend. Die Unversöhnlichkeit, mit der Teile der iranischen Diaspora gegen Pahlavi argumentieren, ist von überragender Deutlichkeit. Bei mir ist ihre Botschaft angekommen. Und es gibt Momente, in denen man erkennen muss, dass ein respektvolles „agree to disagree“ mehr bringt als ein krampfhaftes Miteinander. Denn politischer Einsatz für eine so überragend wichtige Sache ist kräfteraubend genug. Der Akku muss geschont werden.


Meinen bescheidenen Beitrag werde ich künftig darauf verwenden - unter Verweis auf bereits medial bekannte Personen wie Reza Pahlavi -, die Stimmen der Menschen im Iran zu amplifizieren. Stets in der Gewissheit, dass ich keinen Pachtvertrag auf die Wahrheit geschlossen habe. Wer absolute Wahrheiten vertritt, sollte predigen.


Als Sohn iranischer Einwanderer ist Bardia Razavi in Teheran geboren und in Hamburg aufgewachsen. Er ist Jurist, 39 Jahre alt und wohnt mit seinem Freund in Hamburg.

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