Der Iran hat in letzter Zeit seine Annäherung an den afrikanischen Kontinent intensiviert. Dies stellt einen Wandel in der iranischen Außenpolitik dar und ist ein geopolitischer Schritt, der viele Auswirkungen hat.
Der iranische Präsident Ebrahim Raisi schloss am 13. Juli seine Afrikareise ab, die ihn nach Kenia, Simbabwe und Uganda geführt hatte. Die Reise stellt das erste Mal seit elf Jahren dar, dass ein iranischer Präsident Afrika besucht hat und stellt einen Wandel in der iranischen Außenpolitik gegenüber dem Kontinent dar, nachdem der dieser in den vergangenen zehn Jahren nicht zu den Prioritäten bei Teherans internationalen Beziehungen gehört hatte.
Nach Angaben des Al-Ahram-Zentrums für Strategische Studien kann Raisis Reise als eine iranische Rückkehr nach Afrika durch das Tor der Ökonomie betrachtet werden, basierend auf mehreren Indikatoren, darunter die Wirtschaftsdelegation, die den iranischen Präsidenten begleitete und die zwischen dem Iran, Kenia, Simbabwe und Uganda unterzeichneten Wirtschaftsabkommen.
Der iranische Handel mit afrikanischen Ländern überschreitet derzeit nicht die Grenze von einer Milliarde Euro, weswegen der Präsident der Islamischen Republik auf einer Pressekonferenz in Kenia auch betonte, dass es wichtig sei, den Anteil des Handels zwischen Teheran und Nairobi zu erhöhen, und zwar in einer ersten Phase um das Zehnfache und in weiter Zukunft um das Zwanzig- bis Dreißigfache.
In diesem Zusammenhang unterzeichneten die Islamische Republik und Kenia fünf Memoranden über die Zusammenarbeit in den Bereichen Kommunikation, Gesundheit und Fischerei. Im Gegensatz dazu unterzeichnete der Iran vier Dokumente zur Zusammenarbeit mit Uganda, darunter die Befreiung von der Visumpflicht, die Zusammenarbeit in der Landwirtschaft und die Einrichtung eines ständigen gemeinsamen Ausschusses. In Simbabwe unterzeichnete Teheran gleich zwölf Absichtserklärungen in den Bereichen Energie, Landwirtschaft, Medizin und Kommunikation.
Bloß ein erster Schritt?
Aus politischer Sicht war der Afrikabesuch des iranischen Präsidenten Teil der Strategie Teherans, die diplomatischen Beziehungen zu den Nachbarländern und diversen Regionen weltweit zu verbessern, um den negativen Auswirkungen und Folgen der US-Sanktionen begegnen zu können, die zahlreiche Wirtschaftskrisen ausgelöst haben.
Raisis Reise zielt auch darauf ab, neue Partner auf dem afrikanischen Kontinent zu finden und die Isolation zu durchbrechen, die Teheran von den europäischen Ländern und den Vereinigten Staaten aufgrund der iranischen Atomaktivitäten und der Drohnenlieferungen an Russland auferlegt wurde.
Darüber hinaus bezeichnete das iranische Außenministerium den Besuch des Präsidenten in Afrika als »neuen Ausgangspunkt«, der die Wirtschafts- und Handelsbeziehungen zu den afrikanischen Ländern fördern könnte. Das Ministerium wies darauf hin, dass die drei afrikanischen Länder, die in die Reise inkludiert waren, »gemeinsame politische Ansichten« mit dem Iran teilten.
Das Future Research Center meint allerdings, trotz ihres wachsenden Interesses an den afrikanischen Ländern und des Wunsches, ihre Präsenz auf dem Kontinent zu verstärken, sei die Islamische Republik aufgrund der gegen sie verhängten Wirtschaftssanktionen nicht in der Lage, ihre Beziehungen zu Afrika auszubauen.
Einige Beobachter sehen den iranischen Vorstoß in Afrika hingegen als »potenzielle Bedrohung« und befürchten, dass Teheran die nun beschlossenen wirtschaftliche Zusammenarbeit bloß als ersten Schritt zur Etablierung iranischen Einflusses auf dem Kontinent anstrebt. Dies könnte es der Islamischen Republik in weiterer Folge ermöglichen, bewaffnete (Stellvertreter-)Gruppen zu gründen, ähnlich wie sie es in einigen Ländern des Nahen Ostens getan hat.
Seit der ehemalige US-Präsident Donald Trump im Mai 2018 aus dem Atomabkommen ausgestiegen ist, steht der Iran unter US-Sanktionen. Dennoch konnte Teheran seine beunruhigenden Aktivitäten fortsetzen, unterstützte Russland in seinem Krieg gegen die Ukraine, unterdrückte die interne Opposition und erhöhte die Urananreicherung für sein Atomprojekt.
Der ehemalige iranische Diplomat Abu al-Qasim Delfi schloss allerdings ebenfalls aus, dass die Afrika-Reise von Ebrahim Raisi zu greifbaren Ergebnissen führen würde, und verwies auf die gegen den Iran verhängten westlichen Sanktionen, die das Bankensystem des Landes lahmgelegt haben. Er betonte, dass wirksame Wirtschaftsbeziehungen ein effizientes Bankensystem voraussetzen und dass (Waren-)Tauschgeschäfte nur begrenzte Wirkung haben und nicht für alle Geschäfte geeignet sind. Dabei wies der ehemalige iranische Diplomat auf die »westliche Dominanz« in Afrika hin, die jeden künftigen iranischen Einfluss auf dem Kontinent behindern könnte.
Zweitveröffentlichung mit freundlicher Genehmigung von Mena-Watch
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