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IR-Medienschau: Vergiftungen an Schulen sind „koordinierte chemische Terroranschläge“




Fünf Monate nach Aufflammen der iranischen Bewegung „Frau, Leben, Freiheit“, bei der Hunderte von Mädchen und Frauen bei landesweiten staatsfeindlichen Protesten getötet wurden, sind Hunderte von Schulkindern in Großstädten wie Teheran und Qom absichtlich vergiftet worden, mindestens ein Mädchen ist gestorben. Die Deutsche Welle meldet, unter Berufung auf die Zeitung „Shargh“, dass allein in der nordiranischen Stadt Ardabil mehr als 400 Schülerinnen an elf Schulen betroffen seien. Bislang hätten nach Angaben eines iranischen Abgeordneten knapp 1200 Schülerinnen mit Atemnot ärztlich behandelt werden müssen, davon 800 alleine durch Vergiftungen in Ghom. Die Substanzen, die dort gegen die Mädchen eingesetzt wurden, enthielten offenbar Spuren von Stickstoff.

„Die vorsätzliche Vergiftung von Schulmädchen im Iran entlarvt die fanatische, gesetzlose und gewalttätige Mentalität, die unter dieser zügellosen Regierung wieder auflebt und versucht, das ganze Land, insbesondere die Frauen, zurückzudrängen“, kommentiert Hadi Ghaemi, Geschäftsführer des Center for Human Rights in Iran (CHRI).


Auch Iran Human Rights geht davon aus, dass es sich bei den Anschlägen um „koordinierte chemische Terroranschläge“ handelt – und fordert angesichts der hohen Wahrscheinlichkeit, dass die Täter den Sicherheitsorganen der Islamischen Republik nahe stehen, eine starke und sofortige Reaktion der internationalen Gemeinschaft.

Der ehemalige iranische Bildungsminister Mohammad Bathaei hat sich laut Iran Wire für die „Gleichgültigkeit und Nachlässigkeit“ der iranischen Behörden entschuldigt.

Human Rights Watch bemerkt, dass die iranischen Behörden eine „schreckliche“ Bilanz bei der Untersuchung von Gewalt gegen Frauen und Mädchen haben. Im Jahr 2014 spritzten Angreifer mehreren Frauen in Isfahan Säure ins Gesicht – aber die Behörden hätten nie jemanden festgenommen oder strafrechtlich verfolgt.





NEWS


Rial im freien Fall

Die iranische Währung ist auf einen Rekordwert von 600.000 Rial für einen US-Dollar gesunken. Im Jahr 2015, als der Iran das JCPOA unterzeichnete, lag der Rial bei 32.000 für einen Dollar. Auch die Inflation hatte im Januar 2023 mehr als 50 Prozent erreicht.


Regime übt sich militärisch

Die IRGC und die konventionelle iranische Armee haben Luftverteidigungsübungen über dem größten Teil des iranischen Luftraums durchgeführt. Die Übung umfasste Scheinoperationen gegen feindliche Flugzeuge sowie Aufklärungs- und Kommunikationsübungen.


Schwierige Nachbarschaft mit Taliban

Zwar hat der Iran die Taliban-Regierung offiziell nicht anerkannt. Und doch wurde die afghanische Botschaft in Teheran jetzt an die Taliban übergeben. Viele Iraner sind verärgert.


Iran weist zwei deutsche Diplomaten aus

Vergeltung für die Ausweisung von iranischen Diplomaten: Zwei deutsche Botschaftsangehörige müssen Teheran verlassen.



ANALYSE


„Wir sind viele“

Politische Differenzen und Ansichten über die Exil-Opposition zwischen den Iranern sorgen aktuell vor allem im Netz für Enttäuschung – vor allem gegenüber den größeren Aktivistinnen. Die Sorge, dass das der Bewegung schadet, liegt im Raum. Eine Twitter-Userin namens Nida kommentiert.


Mindestens 94 Menschen hingerichtet

Die iranischen Behörden haben laut Amnesty seit Anfang des Jahres mindestens einen Ahwazi-Araber, 14 Kurden und 13 Belutschen nach grob unfairen Gerichtsverfahren hingerichtet. Außerdem wurden seit Dezember 2022 mindestens 6 Ahwazi-Araber und 6 Belutschen zum Tode verurteilt.


Der revolutionäre Prozess in Iran

Die landesweiten Proteste gegen die Islamische Republik sind revolutionär und stellen eine nie dagewesene Gefahr für das Überleben des Regimes in Teheran dar, meint der Politologe Ali Fathollah-Nejad.



MENSCHEN


Hossein Amir-Abdollahian, iranischer Außenminister, äußert sich in einem Interview spricht der CNN-Moderatorin Christiane Amanpour über die Proteste, das harte Vorgehen der Regierung und die Beziehungen des Irans zu Russland – ein bizarrer Einblick in die Psyche der Regimevertreter.


Bill Burns, CIA-Direktor, schlägt in einem Interview die Alarmglocken:: „Russland schlägt vor, den Iranern bei ihrem Raketenprogramm zu helfen, und zieht zumindest die Möglichkeit in Betracht, dem Iran Kampfflugzeuge zu liefern.“ Die russisch-iranische Zusammenarbeit bewege sich derzeit „in einem ziemlich schnellen Tempo in eine sehr gefährliche Richtung“. Außerdem warnt der CIA-Chef davor, dass der Iran innerhalb weniger Wochen waffenfähiges Uran herstellen könnte.

Hossein Nourani-Nejad, prominenter iranischer Reformpolitiker, ist der Ansicht, dass die iranische Reformfront nicht stark genug ist, um einflussreich zu agieren. Die Äußerung des Politikers erfolgte einen Tag, nachdem der Vorsitzende der Reformfront Behzad Nabavi, der von den politischen Aktivisten des Irans den Spitznamen „der alte Guerilla“ trägt, seinen Rücktritt angekündigt hatte.


Jürgen Trittin, Grünen-Politiker, ernet mit seiner These, dass Teheran aus Wut über EU-Sanktionen das Todesurteil gegen den Deutschen Jamshid Sharmahd verhängt haben soll, Kritik. Dies sei eine „Fantasiebehauptung“, die über die reale Schwäche der EU-Beschlüsse hinwegtäusche, kommentiert Matthias Künzel.

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