Da die iranische Regierung nicht in der Lage ist, die wiederholten chemischen Angriffe auf Mädchenschulen zu stoppen, nehmen Eltern ihren Schutz selbst in die Hand. Wie IranIntl berichtet, stehen Eltern vor den Schulen ihrer Töchter Wache.
Darüber hinaus gab der Koordinierungsrat der iranischen Lehrerverbände am Montag eine Erklärung ab, in der er die Notwendigkeit der Bildung von Basisgruppen zum Schutz der Schüler hervorhob. Der Rat rief auch dazu auf, eine „Menschenkette um die Schulen“ zu bilden.
Bereits am Montag, so IranIntl, wurden mehrere Schulen in der mehrheitlich kurdischen Stadt Sanandaj zum zweiten Mal in den letzten zwei Wochen durch das mysteriöse Gas angegriffen.
Ebenfalls am Montag seien unter anderem Schulen in den Städten Hamedan, Mehrshahr und Karadsch angegriffen worden.
In der Erklärung habe der Lehrer-Rat darauf hingewiesen, dass die Vergiftungen seit über sechs Monaten stattfinden und die Behörden trotz willkürlicher Anschuldigungen nichts unternommen hätten, um sie zu stoppen.
„Während wir Zeugen der Fortsetzung dieser Verbrechen sind, ist der Verdacht der Unterstützung und Inszenierung der Anschläge durch die Regierung offensichtlich geworden“, heißt es in der Erklärung.
Der Rat forderte die Schüler, ihre Familien und Lehrer auf, sich zusammenzutun und Gruppen zu bilden, um die Schülerinnen zu schützen
Im abgelaufenen iranischen Jahr, das am 20. März endete, seien fast 300 Schulen angegriffen worden, ohne dass die Regierung ernsthafte Anstrengungen unternommen habe, die Täter zu ermitteln und zu verfolgen oder den verängstigten Eltern und Schülern zu erklären, was passiert ist.
Tausende von Schülern, zumeist Mädchen, sind betroffen, Hunderte wurden mit Symptomen wie Atemnot, Taubheit in den Gliedmaßen, Herzklopfen, Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen ins Krankenhaus eingeliefert.
Details in Report vom Center for Human Rights in Iran
Das Center for Human Rights in Iran (CHRI) hat derweil einen Report zu den Gasattacken herausgegeben, mit vielen Einschätzungen von Betroffenen. Betroffene SchülerInnen und LehrerInnen erklären demnach, dass sie zunächst alle gezwungen waren, in der Schule zu bleiben, nachdem die SchülerInnen aufgrund eines vermuteten chemischen Angriffs erkrankt waren.
Die iranischen Behörden hätten außerdem den Schulen keine Mittel zur Überwachung der Schulgebäude zur Verfügung gestellt; SchülerInnen, LehrerInnen und Familienangehörigen der SchülerInnen sei gedroht worden, nicht öffentlich über die Fälle zu sprechen.
„Am 17. April 2023, gegen 9:30 Uhr morgens, haben sie unsere Schule mit Gas beschossen“, sagte ein Lehrer in Iran in einem Interview mit CHRI. „Nachdem sich die Situation etwas beruhigt hatte, entschuldigten sich die Schulbehörden mehrmals bei den Lehrern und Kollegen für den verursachten Stress, aber meistens versuchten sie, uns glauben zu machen, dass der Gasangriff nur ein Gerücht sei; dabei war mir selbst nach dem Einatmen des Gases schwindlig und übel und ich fühlte mich unwohl“, so der Lehrer. „Aber die Situation wurde überhaupt nicht ernst genommen. Sie sagten immer wieder, es sei kein Angriff gewesen. Selbst nachdem die besorgten Eltern das Schulpersonal zur Rede gestellt hatten und die Kinder in medizinische Zentren gebracht wurden, kamen die Polizei und die Sicherheitskräfte in die Schule und beharrten erneut darauf, dass es sich um einen von den Schülern verübten Unfug handelte“, fügte der Lehrer hinzu.
„Sie sagten auch, dass der Unterricht wie üblich fortgesetzt werden sollte“, so der Lehrer. „Es gab nicht einmal eine Versammlung, um die Situation zu besprechen, aber es gab Einzelgespräche mit einigen der Eltern.“
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