Iranische Sicherheitskräfte sollen in Schulen Videos gezeigt haben, die Szenen von Vergewaltigung und Geschlechtsverkehr mit Tieren beinhalten. Das berichtete das Nachrichtenportal IranWire. Ziel sei es gewesen, Schülerinnen von der Teilnahme an den Protesten gegen das Regime abzuhalten.
Laut dem Bericht hat der Inlandsgeheimdienst der Revolutionsgarde in Teheran und mindestens drei anderen Städten Schülerinnen von Sekundarschulen und Gymnasien gezwungen, sich solche Filme anzuschauen.
IranWire ist eine etablierte Nachrichtenplattform, die von iranischen Exil-Journalist*innen betrieben wird.
Der erste derartige Vorfall soll sich bereits im Oktober letzten Jahres in der südiranischen Stadt Bandar Mahshahr ereignet haben. Dort hatten Schülerinnen auf dem Schulhof Protestparolen gegen die islamische Herrschaft gerufen. Kurz darauf sollen ein Geistlicher und eine Frau in Begleitung uniformierter Offiziere die Schule besucht und Schülerinnen der zehnten, elften und zwölften Klassen in einem Raum versammelt haben. Dort sollen sie die Schülerinnen gezwungen haben, sich Videos mit Pornoszenen anzuschauen, berichtet IranWire. Dabei habe es sich um Vergewaltigungsszenen und Geschlechtsverkehr zwischen Menschen und Tieren gehandelt. Man habe den Jugendlichen vor Augen führen wollen, wohin die Forderungen der Demonstrant*innen nach Freiheit führen würden, so die Eltern der Schülerinnen.
„Die Besucher wählten willkürlich oder absichtlich etwa 60 Schülerinnen aus drei verschiedenen Klassenstufen aus, um sie zu bedrohen“, sagte eine Angehörige einer Schülerin gegenüber IranWire. Die protestierenden Schülerinnen seien daraufhin für drei Tage der Schule verwiesen worden.
„Die Schulbehörden brachten diese uniformierten Kräfte mit, um uns zu bedrohen und uns von der Teilnahme an den Protesten abzuhalten“, so eine Augenzeugin.
Eine andere Schülerin, die an dem Tag dabei gewesen sein soll, hat IranWire berichtet: „Sie versuchten zuerst, unsere Meinung über die Proteste zu ändern und drohten sogar, uns bei den Sicherheitsbehörden zu melden, wenn wir wieder Parolen rufen würden“.
Schülerinnen der zehnten Klasse sollen geweint haben, nachdem sie die Videos gesehen hatten, zitierte die Nachrichtenplattform eine Augenzeugin. Eine Schülerin habe einen Nervenzusammenbruch erlitten und zwei Tage lang im Krankenhaus behandelt werden müssen. Am nächsten Tag seien nur noch 50 von etwa 400 Schülerinnen zum Unterricht erschienen.
Der Inlandsgeheimdienst der Revolutionsgarde und die paramilitärische Basidsch-Truppe sollen in den letzten Monaten ähnliche Aktionen in Mädchenschulen im vierten und fünften Bezirk von Teheran durchgeführt haben. Die Familien der Schülerinnen sollen sich beim Schul- und Bildungsministerium beschwert haben. Manche von ihnen hätten daran gedacht, ihre Töchter von der Schule zu nehmen, schreibt IranWire.
An dem landesweiten Aufstand nach dem Mord an der 22-jährigen Kurdin Jina Mahsa Amini im September 2022 haben sich massenhaft Schülerinnen beteiligt. (or)
Zweitveröffentlichung mit freundlicher Genehmigung von Iranjournal (Original-Text)
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