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Proteste und Festnahmen nach mysteriösen Massenvergiftungen an Mädchenschulen

Als Reaktion auf die Vergiftungen von Schülerinnen ist es im Iran zu Protesten von Eltern und Lehrern gekommen. Zugleich meldet die Regierung in Teheran Festnahmen im Zusammenhang mit den rätselhaften Vorkommnissen.



Auf der Grundlage von "Erkenntnissen der Geheimdienste" habe es Festnahmen in fünf Provinzen gegeben, teilte der stellvertretende iranische Innenminister Madschid Mirahmadi im Staatsfernsehen mit. Zur Identität der Festgenommenen und ihrer mutmaßlichen Rolle bei den Vergiftungen machte er keine Angaben.


Seit November 2022 werden im Iran immer wieder Massenvergiftungen an Mädchenschulen gemeldet. Laut einer Auswertung iranischer Medien gab es mehr als 3100 Berichte über Vergiftungsfälle. Ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss zur Aufklärung der Anschläge kommt auf mehr als 5000 Opfer. Beobachter gehen weiterhin von einer Dunkelziffer aus.


Eltern werfen Behörden Versagen vor


Wegen der rätselhaften Vergiftungswelle kam es in mehreren Städten zu Protesten, Eltern, Angehörige sowie Lehrerinnen und Lehrer gingen auf die Straße. Bilder und Videos in den sozialen Medien zeigten Proteste unter anderem in den Millionenstädten Tabris und Maschhad, in Isfahan, Schiras, am Kaspischen Meer sowie in den Kurdenregionen.

Eltern forderten friedlich mehr Sicherheit für die Schulkinder und warfen den Behörden vor, nicht ausreichend gegen die Vergiftungen an den Mädchenschulen vorzugehen. Berichten zufolge riefen Demonstranten unter anderem "Kindermörder". Die Polizei soll daraufhin mehrere Menschen festgenommen und mit Gewalt gedroht haben.


Tätern droht die Todesstrafe


Die iranischen Behörden vermuten hinter den Taten den Versuch, Mädchen von der Schulbildung auszuschließen. Die genauen Hintergründe sind bisher jedoch ungeklärt. Irans Religionsführer Ajatollah Ali Chamenei bezeichnete die Taten am Montag als "unverzeihliches Verbrechen" und forderte harte Strafen für die Verantwortlichen. Der iranische Justizchef Mohseni Edschei erklärte, dass im Zusammenhang mit den Vergiftungen Verhaftete wegen "Korruption auf Erden" angeklagt werden sollen. Bei einer Verurteilung würde dies die Todesstrafe nach sich ziehen.


Die Giftanschläge fanden bisher in 25 der 31 iranischen Provinzen statt. Viele der Opfer werden in Krankenhäusern behandelt, Ärzte vermuten Gasvergiftungen. Die reformorientierte Zeitung "Etemad" berichtete von jüngsten Fällen östlich der Stadt Kutschan. Dort seien Dutzende Schülerinnen ins Krankenhaus eingeliefert worden, nachdem sie "unangenehme Gerüche" eingeatmet hätten. In der südwestlichen Provinz Chusestan waren am Sonntag mehr als 700 ähnliche Fälle gemeldet worden.


Teherans Signale widersprüchlich


Die Signal der iranischen Regierung zu den Attacken sind jedoch widersprüchlich. So bezeichnete der iranische Präsident Ebrahim Raisi am Freitag vergangener Woche die Vergiftungswelle gegen Hunderte von Schülerinnen im ganzen Land als Teil eines psychologischen Krieges der Feinde, der darauf abziele, „Stress und Angst unter Schülern und Eltern zu verbreiten und Chaos zu schaffen“. Er sagte laut Iran International nicht, wer diese Feinde sind, aber im Jargon der Islamischen Republik sind mit den „Feinden“ meist die USA und Israel gemeint. Und auch Außenminister Hossein Amir-Abdollahian griff am Freitag die westlichen Regierungen scharf an. „Die interventionistische Reaktion einiger westlicher Behörden auf die Frage der mutmaßlichen Vergiftung von lieben iranischen Studentinnen ist die Fortsetzung des hybriden Krieges des Feindes“, schrieb er in einem Twitter-Post.


Derweil erklärte der von der Regierung mit den Ermittlungen zu den Gasattacken beauftragte Beamte, dass die eingesetzten Substanzen gar nicht so giftig seien, sie schadeten dem Körper nur geringfügig (Iran Front Page).


Auch Iran Human Rights geht davon aus, dass es sich bei den Anschlägen um „koordinierte chemische Terroranschläge“ handelt – und fordert angesichts der hohen Wahrscheinlichkeit, dass die Täter den Sicherheitsorganen der Islamischen Republik nahe stehen, eine starke und sofortige Reaktion der internationalen Gemeinschaft.


Mit Material der Deutschen Welle (Original-Text)











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