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Reaktionen auf die Inhaftierung des Wissenschaftlers Sadegh Zibakalam

Die Inhaftierung des reformorientierten iranischen Wissenschaftlers Sadegh Zibakalambeschäftigt die klassischen Medien im Iran sowie Aktivist:innen der sozialen Netzwerke.





Die meisten Medien des Iran haben nicht nur über die Verhaftung von Zibakalam berichtet, sondern diesen unerwarteten Schritt der Justiz auch analysiert. Die Medien der islamischen Hardliner begrüßten die Inhaftierung des Politikwissenschaftlers. Die Zeitung Javan schrieb, die Äußerungen von Zibakalam hätten keine Wirkung auf die Bevölkerung gehabt. Das zeige, dass Kritiker wie er keine Gefahr für das politische System darstellten.

Für den Reformern nahestehende Medien ist seine Inhaftierung ein Zeichen für die weitere Einschränkung der Meinungsfreiheit in der Islamischen Republik. Zibakalam hat das islamische Regime in den vergangenen Jahren immer wieder wegen dessen Repressalien gegen Frauen, Jugend und Andersdenkende kritisiert. In einem Interview mit der persischen Redaktion der Deutsche Welle sagte Zibakalam, sollte im Iran ein freies Referendum stattfinden, würden „mehr als 70 Prozent der Menschen“ gegen das islamische Regime stimmen.

Zuletzt hatte er sich auch für eine friedliche Koexistenz mit Israel ausgesprochen.

Dem Universitätsdozenten wurde mehrfach hinter verschlossener Tür der Prozess gemacht, wobei er zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt wurde: zwei Mal wegen „Propaganda gegen das Regime“ zu insgesamt zweieinhalb Jahren und einmal wegen „Verbreitung von Unwahrheiten“ zu sechs Monaten Gefängnis.

Das reformorientierte Nachrichtenportal Fararu schrieb, die Inhaftierung Zibakalams könne „bei anderen zwar Angst hervorrufen“, doch längerfristig würde sie für das Regime „kontraproduktiv“ sein, „denn bei Andersdenkenden und Gläubigen ist die Wirkung der Angsttaktik vorübergehend“. Fararu mahnte die Verantwortlichen, dass sich „mit diesen Gesetzen und dieser Art der Handhabung“ kein gesellschaftliches Problem lösen ließe.

In den sozialen Netzwerken sind die Reaktionen auf die Inhaftierung des Reformisten Zibakalam sehr unterschiedlich. Selbst die Gegner:innen des Regimes haben bezüglich des Wissenschaftlers keine einheitliche Meinung. Manche sehen in ihm einen „Mitkämpfer für die Demokratie“ und verurteilen seine Inhaftierung, für andere ist der 75-Jährige ein Regimeanhänger, der versuche, mit seiner Kritik „ein anderes Gesicht der Islamischen Republik“ zu zeigen. Wieder andere glauben, der Haftantritt Zibakalams sei „nur eine Show“, denn er gehöre zu den „Insidern“ des Systems.♦


Zweitveröffentlichung mit freundlicher Genehmigung von IranJournal

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