Seit Oktober 2022 sitzt der iranische Rapper Toomaj Salehi im Gefängnis – nach Monaten der Folter und verweigerter medizinischer Behandlung schlägt jetzt die Familie noch lauter Alarm.
Laut IranWire zeigt sich die Familie von Toomaj besorgt über das Schicksal des inhaftierten Dissidenten-Rappers, der seit fast 160 Tagen in Einzelhaft sitze. Seine Entführer im Dastgerd-Gefängnis in der zentralen Stadt Isfahan – eine Hochsicherheitsabteilung, die vom Geheimdienst des Korps der Islamischen Revolutionsgarden (IRGC) kontrolliert wird – hätten ihm schwere Verletzungen zugefügt, beruft sich der Nachrichtendienst auf Toomajs Onkel Iqbal Iqbali, der in Deutschland lebe.
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Toomaj habe auf dem linken Auge eine Zeit lang nichts mehr sehen können, aufgrund mehrerer Schläge auf den Kopf habe er bis zu zwei Wochen lang weder sprechen noch essen können. „Seine Finger und ein Bein wurden unter brutaler Folter gebrochen und müssen dringend behandelt werden“, so der Onkel gegenüber IranWire.
„Der Vernehmungsbeamte hat ihn beleidigt und Toomaj ins Gesicht gespuckt, und dann hat der Vernehmungsbeamte ihn so stark geschlagen, dass sein Auge schwer verletzt wurde“.
Hintergrund: Toomaj ist durch Texte bekannt geworden, in denen er gegen Korruption, weit verbreitete Armut und staatliche Hinrichtungen im Iran Front macht. Der Rapper wurde verhaftet, nachdem er sich den Straßenprotesten angeschlossen hatte, die Mitte September 2022 im ganzen Land ausgebrochen waren. Er war aber bereits im September 2021 verhaftet und nach acht Tagen wieder freigelassen worden. Nachdem er von einem Unterschlupf zum anderen gezogen war, wurde er letztlich kurz nach einem Interview mit der Canadian Broadcasting Cooperation festgenommen, in dem er beschrieb, wie es ist, im Iran zu leben: „Man hat es mit einer Mafia zu tun, die bereit ist, die ganze Nation zu töten, um ihre Macht, ihr Geld und ihre Waffen zu behalten.“
Toomaj ist wegen „Korruption auf Erden“ angeklagt, worauf die Todesstrafe stehen könnte. Nach Angaben seines Anwalts und seiner Familie, so IranWire, wurde aber noch kein Termin für den Prozess festgelegt.
Nach Angaben der Familie werfen die Justiz- und Sicherheitsbehörden Toomaj mehrere Vergehen im Zusammenhang mit der Veröffentlichung seiner beiden Lieder „Turkmenchai“ und „Fal“ vor:
In dem Lied „Turkmenchai“ kritisiert er die Erpressungspolitik der Islamischen Republik gegenüber China und Russland.
In „Fal“, das auf dem Höhepunkt der anhaltenden Proteste veröffentlicht wurde, warnt der Rapper die klerikalen Führer des Irans, dass sie mit einem Aufstand gegen ihre Herrschaft rechnen müssen.
Salehis Cousine Shabnam Khosravi, die in Frankreich lebt, sagte, dass die Familie Salehi beim Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen zahlreiche Beschwerden über die Behandlung des Rappers eingereicht habe. Die Familie fordere seine sofortige Freilassung, da er „kein Verbrechen begangen habe, das es rechtfertigen würde, 157 Tage in Einzelhaft zu verbringen, während er auf seinen Prozess wartet“.
Khosravi: „Es ist wichtig, dass Toomajs Stimme in der ganzen Welt über die Medien gehört wird und dass westliche Politiker sich für seine Freilassung einsetzen, da seine Protestkunst die Revolution für die Befreiung der Frauen repräsentiert“.
Auch das Center for Human Rights in Iran (CHRI) setzt sich massiv für eine Freilassung des Rappers ein. Die internationale Gemeinschaft, einschließlich Musik- und Kunstinstitutionen sowie Organisationen für Meinungsfreiheit und freie Meinungsäußerung, sollte dringend die Freilassung Toomajs aus der willkürlichen Haft fordern. „Toomaj rappte über politische und soziale Themen, die die iranischen Behörden seit langem versuchen, vor dem in- und ausländischen Publikum zu verbergen, um Kritik an ihrer repressiven Politik abzuwehren“, erklärt CHRI-Exekutivdirektor Hadi Ghaemi. „Toomaj ist ein extremes persönliches Risiko eingegangen, indem er durch seine Kunst Themen wie Kinderarbeit und politische Unterdrückung, die der Staat verbergen will, weiter aufgedeckt hat.“
In Interviews mit CHRI sagten Quellen, die Toomaj nahe stehen, der Rapper benötige dringend medizinische Behandlung, die im Gefängnis nicht geleistet werden könne.
In den letzten fünf Monaten habe er sich nur dreimal mit seinem Anwalt treffen können, so Quellen gegenüber CHRI.
„Toomajs Prozess hat noch nicht stattgefunden, daher ist es sehr wichtig, jetzt zu handeln, bevor er beginnt“, zitiert CHRI eine Quelle.
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